Frohe Weihnachten...

Aber nicht als Prostituierte

Stille Nacht, heilige Nacht?! Das Prostitution nichts Angenehmes und Normales ist, wird in der Advents- und Weihnachtszeit besonders deutlich. Für Betreiber von Prostitutionsstätten und für Zuhälter ist es die einnahmestärkste Zeit des Jahres. Freier verprassen auf Kosten der Frauen ihr Weihnachtsgeld im Bordell, um sich eine angenehme Zeit zu gönnen.

Für die Frauen ist es eine trostlose Zeit. Natürlich sind die Prostitutionsstätten weihnachtlich geschmückt, aber eigentlich nur, um das Geschäft am Laufen zu halten. In dieser Zeit verdienen viele Frauen mehr, aber entschädigt das wirklich?! Als Überlebende sage ich: „Nein“, denn durch die erhöhte Penetration kommt es häufig zu Unterleibsschmerzen. Von der psychischen Belastung möchte ich gar nicht anfangen. Es ist in meiner Zeit mal vorgekommen, dass ich eine Frau mitten in der Nacht ins Krankenhaus begleitet habe, weil sie so starke Schmerzen hatte, dass sie kaum laufen konnte.

 

Viele Läden öffnen selbst am Heiligabend noch vormittags. Da sind die Häuser brechend voll. Unglaublich, aber wahr…. Was mich angeht, ich war froh am 24. und 25. meine Ruhe zu haben, ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ zu schauen, auszuschlafen und mal nicht die Frage nach den Einnahmen beantworten zu müssen. Mein Loverboy bzw. Zuhälter ließ mich an diesen Tagen in Ruhe.

 

Vergleicht man sich mit „heilen Familien“ außerhalb der Prostitution? Da ich an meinem 18. Geburtstag von zu Hause „geflüchtet“ bin, habe ich Weihnachten allein verbracht. Für mich war es traurig und ich habe viel geweint und an frühere Weihnachten gedacht. Das war extrem schmerzhaft. Aber ich habe mich daran gewöhnt und viele Frauen mit Sicherheit auch. Ob ich Vergleiche mit anderen heilen Familien gezogen habe?! Ich glaube nicht!? Denn dafür ist man die Umstände einfach gewöhnt und nimmt das so hin.

 

Wie ist die Stimmung für die Frauen um Weihnachten rum? Für mich waren es dieselben Tage wie das ganze Jahr über. Dieselben stinkenden, penetranten und abartigen Freier wie jeden Tag. Nichts Besonderes also. Soll heißen, die Stimmung war dieselbe wie sonst auch, da ich nichts vermisst habe …. Familie und Weihnachten gab es für mich eh nicht.

 

Bei den Frauen aus Osteuropa ist es häufig anders. Frauen aus Osteuropa, zum Beispiel aus Rumänien, freuen sich auf die Familie und die Kinder in ihren Heimatländern. Es werden frühzeitig Flug- oder Bustickets gekauft, Weihnachtsgeschenke im Voraus nach Hause geschickt oder bei der Anfahrt mitgenommen. Je näher die Abreise dann rückt, desto besser wird auch die Stimmung und die Vorfreude wird deutlich.