Aktuelles aus unserer Vereinsarbeit
Windrose unterwegs in 2023
Lesung
Brutal ehrlich & augen-öffnend – Huschke Mau’s Buch „Entmenschlicht“
06. Juli 2023
Die Terre des Femmes Städtegruppe Düsseldorf hat die Lesung mit Huschke Mau zu ihrem Buch „Entmenschlicht – warum wir Prostitution abschaffen müssen“ organisiert.
Wir haben uns sehr über die Veranstaltung gefreut und waren mit einem Team von 11 Personen vor Ort. Es war beeindruckend, dass der Raum mit etwa 130 Gästen fast komplett voll war und im Anschluss an die Lesung viele intensive Fragen aus dem Publikum gestellt wurden.
Huschke Mau war 10 Jahre lang in der Prostitution, bis sie den Ausstieg schaffte. Heute ist sie Aktivistin für Frauen- und Mädchenrechte und fordert die Abschaffung der Prostitution. Sie ist Autorin, hat einen Studienabschluss, promoviert und hat das Netzwerk „Ella“, eine unabhängige Interessensvertretung für Frauen aus der Prostitution, gegründet.
In ihrem Buch „Entmenschlicht“ geht es um das System Prostitution und warum Sexkauf das Ergebnis von Diskriminierung, Frauenverachtung, Gewalt und Armut ist. Huschke Mau erzählt nicht nur viele Details aus ihrem eigenen Leben, sondern wie Frauen in das System hineingelangen, was sie erleben und warum es so schwer ist, wieder auszusteigen.
Das Buch ist brutal ehrlich und sehr bewegend. Huschke Mau beschreibt nachvollziehbar und klar die Realität über das System Prostitution und die gesellschaftliche Problematik, die dahinter steckt. Hinter vermeintlich liberalen Gesetzen wird eine Illusion der selbstbestimmten und freiwilligen „Sexarbeit“ erstellt, die sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht.
Die traurige Realität dabei ist aber, dass das gesamte System patriarchal, klassistisch und rassistisch ist. Auf autobiografischer Basis und der Darstellung vieler Studien, Daten und Umfragen erklärt sie, wo wir ansetzen müssen und warum Prostitution abgeschafft werden sollten. Die Grundlage dafür ist ihre These, dass Prostitution immer sexuelle Gewalt beinhaltet. Der Großteil der Frauen in der Prostitution hat meist keine Wahl und befinden sich in Abhängigkeiten und Notlagen. Das Buch lässt die unschönen Szenen nicht aus und schildert die schlimmen und traumatischen Szenen, denen Frauen in der Prostitution alltäglich ausgeliefert sind. Ihr Alltag ist geprägt von Grenzüberschreitungen seitens der Freier, physischer und psychischer Gewalt, Mord, Rassismus, Missbrauch und vielem mehr.
Basierend auf ihren persönlichen Erfahrungen in der Prostitution und jahrelanger Arbeit mit Überlebenden der Prostitution fordert Huschke Mau den gesellschaftlichen Ausstieg aus der Prostitution und die Umsetzung des nordischen Modells. Beim Lesen wird deutlich, wie überfällig eine Gesetzesänderung ist und dass eine Auseinandersetzung auf struktureller und politischer Ebene wichtig ist, egal wie schwer das Thema ist. Huschke Mau sagt selbst über ihr Buch:
Ich glaube, mit dem Buch habe ich mich mehr ausgezogen als jemals während meiner Zeit als Prostituierte. Ich hätte diese Tür in die Vergangenheit einfach schließen können und nie mehr zurückschauen müssen. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht an all den Taxis vorbeigehen, die Bordellwerbung durch meine Stadt fahren. Ich kann die Zeitungsartikel über bei Bordellrazzien gefundene minderjährige Mädchen nicht nicht lesen. Ich kann einfach nicht ignorieren, dass so viele Frauen und Mädchen noch in der Prostitution sind, dass ihnen Gewalt angetan wird, Tag für Tag.
Wir als Windrose e.V. schließen uns an und nehmen diese Zustände in unserer Gesellschaft nicht hin.
Wir wünschen uns durch ihr Buch eine Auseinandersetzung mit der Fragestellung wie unsere Gesellschaft mit der Ausbeutung von Menschen insbesondere Frauen und Mädchen in Prostitution umgehen sollte. Wir danken Huschke Mau für ihren Mut, ihre Geschichte zu teilen und ihr Engagement für eine Welt ohne Prostitution. Das Buch ist ein Muss für jede(n) – das Thema geht uns alle etwas an!
Der Terres des Femmes-Städtegruppe danken wir von Herzen für die Organisation der Veranstaltung und freuen uns, dass die Lesung so viele Menschen erreicht hat!
Wir bedanken uns herzlich bei den Studierenden für ihre Spende zur Unterstützung unserer Vereinsarbeit und freuen uns über die weitere Zusammenarbeit.
Interview
Studierende der evangelischen Hochschule Bochum spenden 1000€ an Windrose
22. Juni 2023
Vom 22.06.-24.06. fanden die Schwanenmarkttage der evangelischen Hochschule Bochum statt.
Die Studierenden erstellten ein vielfältiges und buntes Programm, inklusive einem Konzert mit lyrischen Texten, Poetry-Slam und Musik sowie eine Beach-Party und einen Tauschmarkt. Darüber hinaus wurden Kunstwerke der Studierenden zum Kauf angeboten und ein Kiosk wurde eingerichtet.
Gemeinsam mit ihrer Professorin, Frau Dr. Helene Skladny, entschieden sich die Studierenden dazu, alle Einnahmen des Kulturprogramms und zwei weiteren Aktionen, an Windrose e.V. zu spenden. Dabei kamen insgesamt fast 1000€ für unsere Vereinsarbeit zusammen.
Darüber hinaus konnten wir bei dem Auftakt der Veranstaltungen – des Schwanenmarktkonzerts – bei einem kurzen Interview unsere Arbeit vorstellen. Dadurch wurde im Publikum eine Diskussion über das Thema Prostitution in Deutschland angeregt. Daraufhin wurden wir von der Professorin im nächsten Semester zu Vorträgen und Diskussionen im Studiengang „Soziale Arbeit“ eingeladen. Wir freuen uns über die Möglichkeit zur Aufklärung und auf eine konstruktive Diskussion.
Themenabend
Intensiver Gesprächsaustausch und großes Interesse bei den Soroptimisten in Gelsenkirchen
17. Mai 2023
Windrose war zu Gast beim Soroptimisten-Club in Gelsenkirchen. Bei den SOROPTIMISTEN handelt es sich um eines der weltweit größten Netzwerke berufstätiger Frauen, die sich für die Rechte von Frauen und Mädchen weltweit einsetzen. In Deutschland zählt die Organisation aktuell über 6.700 Mitglieder in 223 regionalen Clubs.
Bei einem der monatlichen Clubtreffen sind wir herzlich empfangen worden und konnten die Mitglieder bei einem gemeinsamen Abendessen kennenlernen. Danach stellten wir bei einem Vortrag unseren Verein, unsere Arbeitsschwerpunkte und die Situation von Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland vor.
Der Vortrag wurde immer wieder durch Fragen und Gedankenanstöße bereichert. Wir waren beeindruckt davon, dass sich die Clubmitglieder mehr Zeit nahmen, als vereinbart war, damit alle Fragen beantwortet werden konnten. Im Anschluss an den offiziellen Teil des Abends sind wir in den persönlichen Austausch mit den Frauen gekommen und stellten viele Gemeinsamkeiten im Denken und Möglichkeiten des „Praktisch-Werdens“ fest.
Besonders gefreut hat uns, dass die Frauen das Nordische Modell unterstützen und uns in unserer politischen und Netzwerkarbeit in diesem Bereich unterstützen möchten. Wir sind dankbar für neue Beziehungen mit engagierten Frauen aus verschiedenen Berufsfeldern.
