Hallo!
Ich bin Sarah Inry!
Vielen Dank, dass Du Interesse an meinen Texten hast. Für mich ist Interesse an mir oder an dem Schicksal von Frauen in der Prostitution nicht selbstverständlich.
Ich bin Sarah Inry. Unter diesem alias Namen engagiere ich mich seit über 2 Jahren beim “Netzwerk Ella”. Ich bin 42 Jahre alt und war ca. 15 Jahre in der Prostitution. Ich höre gerne Musik, liebe gute Filme und gehe gerne Schwimmen. Als Skill und zur Ablenkung puzzle ich gerne oder zeichne etwas.
Zwar bin ich immer noch in Therapie, aber ich finde es sehr wichtig über meine Zeit in der Prostitution zu schreiben.
Heute stelle ich mir oft die Frage, ob mir das alles erspart geblieben wäre, ohne die Legalisierung 2002. Mein Ziel ist es, durch Aufklärung junge Mädchen vor dem Gewerbe zu warnen. Dies ist kein normaler Job! Irgendwann leiden Körper und Seele darunter.
Ich nenne mich selbst Überlebende, weil viele Frauen das Gewerbe nicht überleben, von Freiern oder Zuhälter umgebracht werden, oder Suizid begehen.
Vor kurzem war ich bei einer Lesung von Huschke Mau in Düsseldorf. An diesem Abend ist mir wieder bewusst geworden, dass die Gründe für einen Einstieg in dieses Gewerbe in der Kindheit liegen.
Um zu erklären, wie und warum ich es nicht geschafft habe, mich gegen meinen Loverboy zu wehren, sollte ich euch zuerst von meiner Kindheit erzählen. Bitte habt Verständnis, wenn der Text stellenweise Fragen aufwirft oder ihr die Ereignisse nicht nachvollziehen könnt. Das liegt daran, dass meine Erinnerungen an manche Situationen lückenhaft sind, weil meine Kindheit geprägt war von körperlicher, verbaler und sexueller Gewalt.
Ich bin Adoptivkind. Als Säugling wurde ich adoptiert, da meine leiblichen Eltern mich vernachlässigt haben. Meine leiblichen Eltern habe ich nie kennengelernt.
Die Ehe meiner Adoptiveltern war nicht harmonisch und ich verstehe bis heute nicht, warum sie ein Kind adoptiert haben. Mein Adoptivvater war sehr dominant, narzisstisch und hatte pädophile Neigungen. Ich empfand es als unangenehm, je älter ich wurde, dass er nackt durch die Wohnung lief. Ihm das zu sagen, hätte nichts gebracht.
Nach der Trennung meiner Adoptiveltern blieb ich bei meiner Adoptivmutter und meiner Adoptivschwester. Nach der Trennung meiner Eltern habe ich manchmal erzählt, mein Adoptivvater wäre tot. Ich kann nicht sagen, warum ich das gesagt habe. Vermutlich, weil er nicht mehr bei uns gewohnt hat. Die Wahrheit über meinen Adoptivvater ist, dass er meine Mutter betrogen und sexuell missbraucht hat und darüber hinaus wahrscheinlich zwei uneheliche Kinder gezeugt hat.
Meine Adoptivmutter ist 2018 verstorben und ich möchte an dieser Stelle nicht schlecht über eine Verstorbene reden. Irgendwann hat sie mir mal erzählt, dass sie nach der Scheidung psychiatrische Unterstützung brauchte. Zum Zeitpunkt der Scheidung meiner Adoptiveltern war ich vier Jahre alt.
Hier muss ich einen Cut machen und euch beim nächsten Mal ab dieser Stelle weiter von mir erzählen.
Ich bitte um euer Verständnis.
Herzlichst,
Sarah